Die Moscheen der Islamischen Föderationen wurden in den 60er Jahren von muslimischen einstigen „Gastarbeitern“ mit Eigenmitteln finanziert und aufgebaut, um Räume für das religiöse, soziale und kulturelle Leben zu schaffen. Mangels finanzieller Möglichkeiten wurden in den Gründungsjahren oftmals Provisorien errichtet. Das war nicht weiter tragisch, weil diese Generation bis in die 80er und 90er Jahre ohnehin wieder zurück in die Türkei wollte und kein Interesse an bleibenden Einrichtungen hatte.
So pflegten sie ein enges Verhältnis zur Türkei und hatten ein lebhaftes Interesse an den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ihrer Heimat. Infolge dieses Interesses wurden Kontakte in die Türkei geknüpft und Beziehungen gepflegt – zu Nichtregierungsorganisationen genauso wie zur türkischen Regierung und der Politik im Allgemeinen. Ziel war es, nach der Rückkehr in die Heimat, in einem politisch und wirtschaftlich stabilen Umfeld zu leben.
Aufgrund ihrer religiösen Grundausrichtung stand die Gründergenration Prof. Dr. Necmettin Erbakan nahe, dem Gründer der Millî-Görüş-Bewegung und somit auch dem Vorsitzenden der Millî-Görüş-Parteien in der Türkei. Aus dieser Nähe entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Austausch mit gegenseitiger Unterstützung.
Ab den 90ern bemerkte die Gründergeneration jedoch, dass sie längst Wurzeln in Österreich geschlagen hatte und nicht mehr zurück in die Türkei wollte. Ihre Kinder gingen in Österreich in die Schule, hatten Ausbildungen absolviert und arbeiteten in Festanstellung; sie hatten sich an das Leben in Österreich gewöhnt, Freundschaften geschlossen und sich individuell und institutionell ein Leben in Österreich aufgebaut. Fortan wollten sie nicht mehr provisorische und vorübergehende Räumlichkeiten für ihre Moscheen, sondern entwickelten zunehmend Interesse an repräsentativen und bleibenden Einrichtungen, die gleichzeitig auch als Gemeindezentren Räume für diverse Zwecke bieten konnten. Sie investierten fortan in ihre Zukunft in Österreich statt in der Türkei. Dieser Wandel führte in den Folgejahren zu einer naheliegenden Interessenkollision mit der Millî Görüş in der Türkei.
Die Gründergeneration und insbesondere ihre Nachkommen sahen ihre Zukunft fortan zunehmend dauerhaft in Österreich und gründeten kulturelle und religiöse Organisationen.
Mit der Zeit kam es zunächst zu regionalen, später zu überregionalen Zusammenschlüssen dieser Organisationen. Die Zahl der Organisationen in Österreich wuchs stetig und es kamen dadurch Koordinationsprobleme zum Vorschein. Um Koordinationsprobleme zu bewältigen, sich für die Rechte der Mitglieder einsetzten zu können, um bestimmte Gottesdienste und die Voraussetzungen dafür zu realisieren wurde zuerst die „IFW – Islamische Föderation in Wien“, dann die „AİF – Österreichische Islamische Föderation“ und später die „ALIF – Austria Linz Islamische Föderation“ gegründet.
Im Laufe der Jahre hat sich die Zusammensetzung der Moscheen, die den Islamischen Föderationen angeschlossen sind, gewandelt. Stammten in den Gründungsjahren die Gemeindemitglieder ganz überwiegend aus der Türkei, so kommen sie heute aus ganz vielen unterschiedlichen Herkunftsländern. Heute definieren sich die Islamischen Föderationen als Religionsgemeinschaft für alle Musliminnen und Muslime in Österreich.
Der Islamischen Föderation gehören die Islamische Föderation in Wien (IFW), Austria Linz Islamische Föderation (ALIF) und Österreichische Islamische Föderation (AİF) an.
Die IFW, ALIF und AİF, sowie ihre Hilfs- und Zweigvereine sind jeweils eigenständige, strukturell und finanziell unabhängige Einrichtungen, die gemäß ihren Statuten transparent agieren. Sie sind eigenständige Vereine mit eigenen Entscheidungsorganen.
Sie sind zudem Hilfsvereine der Kultusgemeinde Islamische Föderation der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), die eine selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts im Sinne des Artikels 19 der Verfassung der IGGÖ iVm §8 des Bundesgesetzes über die äußeren Rechtsverhältnisse islamischer Religionsgesellschaften (Islamgesetz 2015) ist.
Die Moscheen der Islamischen Föderationen werden über Mitgliedsbeiträge und Spenden unterhalten. Sie organisieren ihre Angelegenheiten autonom und haben eigene Obleute. Neben ihren religiösen Aufgaben nehmen die in diesen Moscheen beschäftigten Imame auch seelsorgerische Aufgaben wahr. Die Gehälter der Imame werden ausschließlich aus Eigenmitteln gezahlt.
IFW, ALIF und AİF üben zugleich die regionalen Vertretungen der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) aus. Die IGMG ist eine islamische Religionsgemeinschaft mit Hauptsitz in Deutschland. Als Dachverband gehören ihr weitere, überwiegend europäische, regionale Vertretungen an. Diese unterhalten europaweit Moscheen sowie Einrichtungen im Bereich Soziales, Kultur, Bildung und Wohlfahrt. Die IGMG ist über ihre Mitgliedschaft im Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland zugleich Mitglied des Koordinationsrates der Muslime (KRM), dem Ansprechpartner in Deutschland in muslimischen Angelegenheiten für Zivilgesellschaft und Staat, etwa bei der Deutschen Islam Konferenz. Die IGMG ist politisch und finanziell unabhängig.
Die Islamischen Föderationen befassen sich primär mit der Pflege der Lehre, der Verkündung des islamischen Religionsbekenntnisses und der allseitigen Erfüllung der durch dieses Bekenntnis gesetzten Aufgaben. Des Weiteren setzen sie sich für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Muslime und den Schutz ihrer Rechte ein.
Ihre Tätigkeiten orientieren sich an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder und werden je nach Bedarf von den Hilfs- und Zweigvereinen oder den Moscheeeinrichtungen in Form eines arbeitsteiligen Zusammenwirkens durchgeführt. Neben Gemeinschaftsgebeten decken ihre Tätigkeitsbereiche folgende Arbeitsfelder ab: Jugend, Bildung, Frauen, Seelsorge, Soziales, Wohlfahrtspflege, humanitäre Hilfe und noch weitere. Die Abteilungen der Islamischen Föderationen haben unterschiedliche Arbeitsfelder und Zielgruppen, nach denen sie ihre Dienste in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Unterabteilungen ausrichten.
Für die Umsetzung ihrer Tätigkeiten arbeiten die Islamischen Föderationen bei Bedarf mit nationalen sowie internationalen Partnern zusammen. Dies gilt insbesondere für Bereiche, die eine gemeinschaftliche Organisation erfordern, wie etwa die Pilgerfahrt, der Bestattungsfonds oder die weltweite humanitäre Hilfe für Bedürftige, wie zum Beispiel die Opfertierkampagne oder die Zakat-Spende.
Der islamischen Lehre zufolge stammt die Menschheit von dem ersten Menschen und Propheten Adam ab. Seitdem betraute Allah zahllose Propheten mit der Verkündung seiner Botschaft als Richtschnur und Rechtleitung für alle Menschen. Einer dieser Propheten war Abraham, der als Begründer des Monotheismus gilt. Der Name der IGMG (Islamische Gemeinschaft Millî Görüş) steht in direkter Beziehung zum Propheten Abraham. Denn an vielen Stellen im Koran ist im Zusammenhang mit der Wiederbelebung des Monotheismus durch den Islam auch von Muslimen als der „Milla“ (Gemeinschaft) Abrahams die Rede. So etwa unter anderem in den Suren Nahl, Vers 123, Âli Imrân, Vers 95 und Nisâ, Vers 125.
Demnach beschreibt „Millî Görüş“ („görüş“ türkisch für „Sichtweise“) eine Gemeinschaft, die ihre Sichtweise und ihren Glauben auf die Gemeinschaft Abrahams zurückführt und dem Weg des Propheten Muhammad folgt. Ihr Ziel ist es, dieser Perspektive und dem Selbstverständnis einer islamischen Gemeinschaft gerecht zu werden, und sich für das Wohlergehen der Menschen einzusetzen.
Der vom jeweiligen Vorsitzenden geleitete Regionalvorstand ist das höchste Entscheidungs- und Führungsgremium des Regionalverbands. Es besteht aus den Leitern der Abteilungen Gemeindeentwicklung, Bildung, Irschad, Öffentlichkeitsarbeit, Verbandskommunikation, Finanzen, Frauen, Jugend, Frauenjugend, Soziale Dienste, den Beratern des Vorsitzenden sowie dem Schriftführer, Kultur- und Medienreferent, Leiter der Aufsichtskommission, Hadsch- und Umra-Reise, Personal- und technische Verwaltungsabteilung und Bestattungsdient.
Die Islamische Föderation in Österreich umfasst drei eigenständige und unabhängige Verbände, die gemäß ihren Statuten agieren. Diese sind: Islamische Föderation in Wien (IFW), Austria Linz Islamische Föderation (ALIF) und Österreichische Islamische Föderation (AİF). Um den vorhandenen Dialog und Austausch mit der Zivilgesellschaft, Politik und den Verantwortungsträgern in Österreich zu intensivieren verfügen die drei Verbände über einen gemeinsamen Geschäftsführer/Koordinator, der die Sprecherfunktion der Islamischen Föderationen in Österreich ausübt.
Österreichweit unterhalten die Islamischen Föderationen 50 Moschee und mehrere Hilfs- und Zweigvereine. Daneben gehören Frauen-, Jugend-, Schüler-, Studenten-, Bildungs-, Kultur- und Sportvereine zum Netzwerk der Organisation.
Die Tätigkeiten der Islamischen Föderationen werden je nach Bedarf von Hilfs- und Zweigvereinen, Regionalverbänden oder der Zentrale in Form eines arbeitsteiligen Zusammenwirkens durchgeführt. Die Moscheeeinrichtungen stellen die kleinste funktionale Einheit dar. Hier werden unter anderem die täglichen Gebete verrichtet und religiöse Unterrichte erteilt. Aufgrund der räumlichen Nähe zu den Mitgliedern können hier zudem bedarfsgerechte Angebote für Zielgruppen der Frauen-, Jugend- und Frauenjugendorganisation in den Bereichen Bildungs- und Sozialarbeit unterbreitet werden.
Die Moscheen und weitere Hilfs- und Zweigvereine arbeiten mit den jeweiligen Abteilungen in den Regionalverbänden (IFW, ALIF und AİF) zusammen. Die Regionalverbände begleiten die lokalen und regionalen Tätigkeiten, stellen einen Arbeitsplan auf und handeln gemäß Geschäftsordnung für die Umsetzung grundlegender Ziele.
Die Islamischen Föderationen planen gemeinsam mit der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) die Ausbildung und Bereitstellung von Imamen und den Bestattungsdienst. Aktivitäten wie Pilgerreisen, das Zakat- und Spendenwesen, das Opfern (Kurban) und die Erstellung des Gebetskalenders, die von den Moscheen, Hilfs- und Zweigvereinen oder Regionalverbänden nicht selbstständig durchgeführt werden können, übernimmt die IGMG.
„Gestatten, Muslim.“ ist ein Projekt, das im Jahr 2015 ins Leben gerufen wurde. Der Anlass dafür war die Zunahme der Vorurteile und Ängste in der Bevölkerung sowie die steigende Diskriminierung der Muslime, hervorgerufen durch den Missbrauch der Religion seitens radikaler Gruppierungen. Nach den IS-Anschlägen in Europa, wurden die hier lebenden Muslime unter Generalverdacht gestellt, welches die Kluft zwischen den muslimischen Gemeinden und der österreichischen Gesellschaft weiter auseinandergerissen hat. Um die Vorurteile und die Ängste auf beiden Seiten abzubauen, haben wir beschlossen, den direkten Kontakt zu den Menschen zu suchen. Da dieses Projekt von Vielen sehr willkommen geheißen wurde, stellen wir nun jedes Jahr Infostände in verschiedenen Städten, Gemeinden und Bezirken auf, wo wir mit den Menschen hemmungslos ins Gespräch kommen möchten. (Das Datum für die nächste Veranstaltung wird auf unserer Homepage rechtzeitig bekannt gegeben.)
Oftmals Differenzen zwischen Religionen und Kulturen als unüberwindbare Hürden für das Zusammenleben dargestellt. Unterschiede werden nicht als Bereicherung, sondern als Barrieren gesehen. Umso wichtiger ist es, richtige und falsche Informationen voneinander zu trennen und zugleich Aufklärungsarbeit zu leisten. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der sich auch Muslime und ihre Gemeinschaften in Österreich annehmen. In diesem Zusammenhang ist die Moscheeführung eine Plattform zur Überwindung von Vorurteilen und Missverständnissen. Sie baut Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen, indem sie Verständnis und Empathie schafft. Hier können die Besucherinnen und Besucher mit den Mitgliedern der Moscheegemeinden zusammenkommen und sich besser kennenlernen. Unter dem Jahr habt ihr die Möglichkeit an Moscheeführungen teilzunehmen. Nach telefonischer Vereinbarung bieten wir Moscheeführungen für kleine und große Gruppen inklusive Schulklassen an. Unsere Kontaktdaten finden Sie unter dem Bereich „Kontakte“.
Seid ihr schon einmal an einer Moschee in eurer Stadt, Gemeinde oder eurem Bezirk vorbeigegangen und wolltet immer wissen, wie es da drinnen aussieht und was da alles gemacht wird? Dann ist die Lange Nacht der Moscheen (LNDM) genau das Richtige für euch. In der LNDM habt ihr die Möglichkeit verschiedene unserer Einrichtungen zu besuchen und euch mit den Moscheegemeinden in den unterschiedlichen Standorten auszutauschen. Nach einer Führung durch die Moschee, könnt ihr bei einem Buffet Smalltalks führen und euch über die Aktivitäten der Moscheen unterhalten. Auch wird hier ein Rahmenprogram angeboten – Muslime-Vertretern, Journalisten und Wissenschaftler diskutieren hier über Themen von „Islamophobie“, „Feindbild Islam“ über „Musliminnen im Alltag“ bis zu „Miteinander leben“. Das Datum für die nächste Veranstaltung wird auf unserer Homepage rechtzeitig bekannt gegeben.
Eine gute Beziehung zu seinen Nachbarn zu pflegen, ist für einen Muslim eine Selbstverständlichkeit. In einem Hadith unseres Propheten wird der freundliche und respektvolle Umgang mit den Nachbarn als Zeichen des Glaubens beschrieben.
Unser Prophet sagte: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll seinen Gast großzügig bewirten. Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln. Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll gute Worte sprechen oder schweigen.“ (Buhârî, Adab, 31)
Aber kommen wir diesen Empfehlungen nach? Meist ist es leider so, dass man vielleicht seine muslimischen Nachbarn kennt, zu den nichtmuslimischen Nachbarn jedoch nur wenig, bis gar kein Kontakt besteht. Dabei ist es eine wichtige Aufgabe für jeden Muslim Kontakt zu allen Nachbarn zu suchen. Kontakt suchen heißt nicht, sich einmal vorzustellen, sondern vielmehr ins Gespräch kommen und sich gegenseitig besser kennenlernen. Wir, die Islamische Föderation in Wien, laden im Ramadan unsere nichtmuslimischen Nachbarn und Bekannten zu einem Iftar ein, um nicht nur unsere Pflichten ihnen gegenüber im Sinne der Ermahnung unseres Propheten zu erfüllen. Wir wollen darüber hinaus den Grundstein für ein besseres gegenseitiges Kennenlernen legen.
Wie legen viel Wert darauf mit unterschiedlichen Religionsgemeinschaften in Austausch zu bleiben, einander kennenzulernen und Brücken zu bauen. Besonders in einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft, ist es wichtig, die Gemeinsamkeiten hervorzubringen und einander stets mit Respekt zu begegnen. Wir freuen uns daher über jede Zusammenarbeit.
Es begann im Jahre 2006, als die authentische Aussage des Propheten Muhammad (saw) „Der beste Mensch ist derjenige, der den Menschen am nützlichsten ist.“ auf verschiedenen Werbeträgern in vielen Bundesländern zu lesen war. Auf Grund des großen Erfolges wurde dieser Aufruf an die Gesellschaft jährlich mit unterschiedlichen Aussagen verbreitet. Die Veröffentlichung der Hadithe erfolgt über Infoscreens in hochfrequentierten U-Bahnstationen, Bundes- und Gemeindestraßen sowie über Citylights in Form von auffällig alleinstehenden Vitrinen, die in U-Bahnpassagen und Wartehallen positioniert sind. Diese Kampagne war in mehreren Bundesländern an mehr als 400 Stellen positioniert.
Wir empfinden diese Veröffentlichung als Beitrag zur Multikulturalität. Wir sind davon überzeugt, dass die Kampagne „Aufruf zur gesellschaftlichen Solidarität“ den Respekt, die Toleranz, die soziale Kommunikation und Vernetzung in dieser Gesellschaft vehement verstärkt. Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitglieder der Islamischen Föderationen arbeiten mit eigenen Mitteln und finanziellen Möglichkeiten daran, die Solidarität der österreichischen Gesellschaft zu stärken und die islamischen Werte in der Gesellschaft vorzustellen.